Die Malapaga-Mauern

Dieser Rundgang ist den Mauern "Mura di Malapaga" gewidmet. Sie waren Teil der genuesischen Stadtmauern und schlossen sich den Mauern Mura delle Grazie an. Zusammen dienten sie zum Schutz der alten Hafenmole. Die Malapaga-Mauern begannen bei dem Tor Porta Siberia, verliefen hinter der Kirche San Marco am Alten Hafen und reichten bis hin zum Casone della Malapaga, wo sich heute die Piazza Cavour befindet.

Das Casone della Malapaga war ein 1269 erbautes Gefängnis, in dem säumige Schuldner eingesperrt waren und das den Mauern auch ihren Namen gab. Im Casone della Malapaga wurde ein umfangreicher Teil der lokalen Geschichte geschrieben: z.B. von dem bitteren Feind Genuas Giorgio del Carretto, Baron von Finale, dessen Versuch 1341 die Stadt Albenga einzunehmen von dem Dogen Simon Boccanegra vereitelt wurde, oder von den zahlreichen Häftlingen - darunter Pisaner und Venezianer - die nach den Kämpfen von Meloria und Curzola, bei denen die Genuesen als Sieger hervorgingen, einsitzen mussten. Das Gefängnis wurde 1850 geschlossen.

Obwohl sich die Umgebung der Mura di Malapaga stark verändert hat, sind die Mauern auch heute noch gut erhalten. Bei einem Spaziergang entlang der Mauern vom Tor Porta Siberia bis hin zur Piazza Cavour, den Spuren der Geschichte folgend, kann man versuchen sich vorzustellen, wie diese Gegend früher einmal ausgesehen haben muss. Auf der Seite der damals an das Meer grenzenden Mauern befinden sich heute einige Schiffswerften.

Das zwischen den Jahren 1551 und 1553 erbaute Tor Porta Siberia, das seinen Namen dem Wort "cibaria" (Fressalien) verdankt, wurde von Galeazzo Alessi entworfen und war Teil der Stadtmauern des 16. Jahrhunderts. Durch dieses Tor erreichten und verließen Nahrungsmittel, die auf dem Seeweg transportiert wurden, die Stadt. Von der "Porta Siberia" geht es weiter in das ehemalige Gebiet Molo und Mandraccio, welches so heute nicht mehr existiert. Dieser Teil des Alten Hafens (Porto Antico) wurde fast völlig neu gestaltet und entwickelte sich aufgrund seiner zahlreichen Attraktionen, wie z.B. dem Aquarium, dem Panorama-Aufzug Bigo und der Biosfera, zu einem der beliebtesten Anziehungspunkte für Einheimische und Touristen. Unverändert blieb der Teil des Alten Hafens mit der Via del Molo, der Kirche San Marco und den hohen, schmalen, eng aneinander gereihten Häusern, zum Teil umschlossen von den bis zur Porta Siberia führenden Mauern.

In der Via del Molo befindet sich die Kirche San Marco, die interessanterweise dem Schutzpatron der als Erzfeind Genuas geltenden Stadt Venedig gewidmet ist. Sie ist ein Meisterwerk der romanischen Baukunst mit einer im barocken Stil gehaltenen Inneneinrichtung. Diese Kirche stand einst ganz nahe am Meer auf einer der Kaimauern. Auf ihrer linken Seite ist eine Gedenktafel eingemauert, die im Flachrelief den Löwen von San Marco zeigt und 1380 bei der Plünderung der Stadt Pola entwendet wurde. Im Inneren der Kirche kann man neben verschiedenen Meisterwerken auch eine wertvolle Holzstatuette aus dem Jahr 1736 von Maragliano, die "Assunta" bewundern, sowie eine Skulpturengruppe von Francesco Schiaffino, die die Jungfrau Maria mit Jesus zwischen den Heiligen Nazario und Celso zeigt.

Etwas weiter trifft man auf die Piazza Cavour, wo viele Jahrhunderte lebhafter Handel betrieben wurde, und auf die Piazza delle Grazie, wo im Mittelalter der Kräutermarkt stattfand. Dahinter befindet sich das ehemalige Viertel mit dem Namen "Contrada Serpe", wie man aus Dokumenten des 13. Jahrhunderts entnehmen kann. Dazu gehörte die Via delle Grazie und die aus dem 10. Jahrhundert stammende Kirche SS. Cosma e Damiano.

Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Meer wurde das Viertel 1684 durch Bombenangriffe der Franzosen schwer getroffen. Gleich hinter der Kirche SS. Cosma e Damiano wohnte in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts in der Vico Dietro il Coro di S. Cosimo die Familie des Freiheitskämpfers Jacopo Ruffini.

In diesem Teil der Stadt befanden sich auch die Getreidelager, die in Zeiten von Hungersnot wichtige Reserven darstellten. Diese wurden später durch modernere Silos zwischen Ponte Parodi und Ponte dei Mille ersetzt.

In der Gegend von Piazza Cavour, auf der Seite des Molo Vecchio, trifft man auf den Ort, wo sich einst das schon erwähnte Gefängnis der säumigen Schuldner Casone della Malapaga befand.

In der Piazza Cavour Nr. 3 und 4, neben der Kaserne der Guardia di Finanza (Finanzpolizei), sieht man drei Arkaden, die zur Mole zeigen und zwei Arkaden, die auf die Piazza Cavour ausgerichtet sind. Diese aus dem 13. Jahrhundert stammenden Loggien, grenzten seinerzeit direkt an das Gefängnis. In der Via del Molo 54r kann man den berühmten Votivaltar aus Stuck in Form eines kleinen Tempels mit ionischen Säulen aus Marmor aus dem 17. Jahrhundert von San Giovanni Battista bewundern. Die Statuette des Heiligen, die in einer tiefen Nische ihren Platz hat, ist durch ein verziertes Eisengitter geschützt. An beiden Seiten befinden sich schleifenartige Stuckverzierungen um ein Schild mit abgeschliffenen Wappen. Darunter liest man eingraviert: "Moles Esto/ et Mollias / MDCXXXIIII" auf lateinisch, was bedeutet: "Fels erhebe Dich (Schutz) und beruhige das Meer (Unwetter)". Das Tabernakel befindet sich über dem Brunnen, genannt "Cannoni del Molo" (Kanonen der Mole), eine Zisterne aus dem Jahr 1634, die einen der Endpunkte des Aquädukts darstellte.

In einem kurz nach Ende des 2. Weltkrieges gedrehten Schwarzweiß-Film mit dem Titel "Die Malapaga-Mauern", in dem der Franzose René Clément Regie führte und Jean Gabin und Isa Miranda die Hauptrollen spielen, kann man sich sehr gut ein Bild davon machen, wie die Mauern früher einmal ausgesehen haben. Der Film, der 1949 auf den internationalen Filmfestspielen von Cannes prämiert wurde und der außerdem 1951 einen Oskar für den besten ausländischen Film erhielt, wurde nämlich genau hier gedreht. Zudem gibt es natürlich auch zahlreiche alte Fotos, auf denen diese Gegend festgehalten wurde und die interessante Einblicke in die damalige Zeit geben.

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